Wie weit und wie weiter?

ER: langjähriger Chef einer Speditionsfirma, dem ein gutes Verhältnis zu seinen Angestellten wichtig ist; ein guter Freund der Familie, der etwas entdeckt zu haben glaubt; ein Arbeitskollege, der nicht gerne eine Regel verletzt; der Profi, korrekt und beflissen; oder der Mann einer Freundin, gutgläubig und arglos;

SIE: eine selbstbewusste Frau, beim Wiedereinstieg auf der Karriereleiter; eine junge Mutter, bei der eigentlich alles wie am Schnürchen läuft; eine Arbeitskollegin, die ihre Erfahrungen bereits gemacht hat; eine Frau, die weiß, was sie will; oder eine gute Freundin, die sich schützend hinter jemanden stellt?

Menschen gehen ihrer Wege, diese kreuzen sich. Grenzen verschwimmen und werden unvermutet überschritten. Das hinterlässt Spuren, erschreckt und verängstigt. Danach ist nichts mehr wie es war.

Jede einzelne Figur fragt stumm: Wie weiter? Warum ich? Was ist überhaupt passiert? Was soll die Aufregung? Was hab ich getan und was soll ich tun? An diesem Punkt werden die Fragen an das Publikum zurückgespielt. Wer möchte, sucht nach Antworten.

Im Projekt „Wie weit und wie weiter?“ beschäftigten sich Frauen und Männer mit dem alltäglichen Umgang mit sexueller Belästigung an Frauen. Im daraus entstandenen Forumtheaterstück lenkten dann sieben Schau­spieler_innen den Blick auf jene Momente, in denen eine Grenze überschritten wurde und zeigten die Schwierigkeiten aller Beteiligten im Umgang damit.

Die 2 Szenen "Er kann's nit lassen" und "Die Geburtstagsüberraschung" thematisierten Grenzüberschreitungen einmal im beruflichen und einmal im privaten Umfeld. Bei beiden Szenen stellte sich die Frage: "Wie weit und wie weiter?" Die Szenen zeigten den schwierigen Umgang mit "klassischen" Situationen und luden das Publikum ein, Wege zu finden, die es möglichst allen Beteiligten erlauben, ihre Würde zu behalten oder wieder zu erlangen - sowohl für die von Grenzverletzungen Betroffene, als auch die von den Verletzenden und die der BeobachterInnen.

Im Forumtheater wird das Publikum aktiv und ersetzt Figuren aus dem Stück, um Veränderungen sicht- und erlebbar werden zu lassen. Die insgesamt knapp 300 ZuschauerInnen brachten insgesamt wohl an die 100 Vorschläge auf die Bühne, wie dem schwierigen Thema würdevoller begegnet werden könnte. Da wurde das Schweigen gebrochen, die Scham überwunden, Empathie wurde gezeigt, Standhaftigkeit geübt, Klartext geredet und Einsicht gezeigt.

Eine Zuschauerin brachte es nach zwei Stunden interaktiver Theaterkunst auf den Punkt: "So ein intensives Theatererlebnis, tiefgehend, lehrreich und gleichzeitig unterhaltsam, habe ich noch nie erlebt."

Aufführungen (2015) fanden statt:

20. April: Schönberg, 19:30 Uhr, Gasthof Handl
27. April: Silz, 19:30 Uhr, Jugendheim
20. Mai: Völs, 19:30 Uhr, Neue Mittelschule
21. Mai: Sistrans, 19:30 Uhr, Gemeindezentrum
28. Mai: Schwendau, 19:30 Uhr, Kulturscheune Reme
12. Juni: Innsbruck, 19:30 Uhr, Haus der Begegnung
25. Sept.: Lienz, 19:30 Uhr, Tagungshaus Osttirol
26. Sept.: Sillian, 14:30 Uhr, Gemeindesaal.
7. Okt.: Jenbach, 20:00 Uhr, Kolpingheim