Ohne Vorhang
Der Name "Ohne Vorhang" drückt die Haltung aus, kein Illusionstheater, sondern ein relaitätsbezogenes und kritisches Theater zu präsentieren.
Homepage der Gruppe: https://www.ohnevorhang.com/
Die Herausforderungen der Corona-Zeit (2020/2021) nutze die Gruppe, um neue Formate zu entwickeln:
Hörspiel "Almas fantastische Reise" (Leitung: Benjamin Nicolussi Castellan):
https://www.youtube.com/watch?v=wdc8-H8W93E
Filmadaption in episodischem Video-Podcast-Format "Mit feiner Klinge" (Leitung: Amelie Prugger):
Link zur Playlist: https://www.youtube.com/channel/UCBf9L14ZScqpdVCakd537dw/playlists
Und hier der Link zum Ohne Vohang-Youtube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCBf9L14ZScqpdVCakd537dw
Charakteristik, Grundsätze und Geschichte der Gruppe:
Es gibt auch Kennzeichen und Prinzipien des Generationentheaters: Alle können alles spielen, d.h. auch der ältere Mann kann ein kleines Kind spielen, auch die junge Frau kann einen älteren Mann spielen; jede und jeder ist aufgefordert, auszuprobieren, was in ihm oder ihr steckt. Denn wir alle haben alles in uns, wir müssen uns nur damit beschäftigen.
Beispiel: Im Stück Bestiarium (s.u.) das eine Szene enthält, in dem alte BewohnerInnen eines Heims mit ihrem jeweiligen Betreuer eine Auseianndersetzung haben, wurden die Alten von unseren Jüngsten gespielt, die Älteren und Mittleren waren das Pflegepersonal. Das hatte den bekannten Verfremdungseffekt, dass einerseits die Szene viel absurder und schriller und gleichzeitig den Eindruck vermittelt wurde, dass in unserer Gesellschaft Alte wie Kinder behandelt werden.
Ein Markenzeichen der Gruppe ist der schwarze Humor. Skandalöse Zustände so aufzuzeigen, dass ein moralischer Zeigefinger weder nötig noch sichtbar ist, die ZuschauerInnen sich aber im Zerrspiegel erkennen und über sich lachen können, das ist liegt der Gruppe besonders.
Ein weiteres Merkmal der Gruppe: Es gibt keine Haupt- und Nebenrollen und es gibt vor allem keine Stars. Dieser Grundsatz ist besonders wichtig, weil deutlich wird, dass es um die gemeinsame Entwicklung einer Inszenierung geht, dass es also um einen Prozess geht, in dem viele Kompetenzen gefragt sind und alle gleich ernst genommen werden. Das Wesentliche ist das gemeinsame Arbeiten an einem Projekt, mit dem sich alle identifitieren können. Die gemeinsame Arbeit hat als Ziel die Präsentation des Ergebnisses.
Die bisherigen Produktionen
Die erste Produktion „Zwei Leben“ (2011/2012) entwickelte die Gruppe (10 Personen zwischen 13 und 70 Jahren) eine einstündige Parallelgeschichte zweier Menschen, deren Lebenslauf sich immer wieder kreuzt und die aus sehr verschiedenen sozialen Schichten stammen. Die Entwicklung läuft aber nicht klischeehaft in den vorgedachten Bahnen, sondern entwickelt sich gegenläufig, und zum Schluss gibt es eine zaghafte Annäherung zweier Menschen, die gefunden haben, was für sie wichtig ist.
Drei Aufführungen fanden im Seminarraum des Theaterverbandes Tirol statt.
Die zweite Produktion „Bestiarium“ (2012/13) bot einen geführten Rundgang einer Gruppe durch ein Bestiarium an. In 12 verschiedenen Häusern wurden Szenen menschlicher Bestialität gezeigt, vom ertrinkenden Flüchtling bis zum Manager, der seine Liebe seiner Karriere opfert, und Politikern, die sich einem Sesselkleber-Contest stellen.
Die vier Aufführungen fanden im Bogentheater statt.
Die dritte Produktion „Denkzettel“ (2013/14) war etwas Besonderes, weil die Gruppe mit fünf anderen Gruppen zusammen in dem Projekt „nachhaltig. Szenen von heute für morgen“ eingebunden war. Sie entwickelte eine 20-minütige Szene mit einer sehr eigenwilligen Sichtweise, die die BesucherInnen (auch die ländlichen) erfreute und verwunderte.
Die sieben Aufführungen fanden an unterschiedlichsten Orten/Stätten statt, vom Freien Theater (Premiere) bis zum Recyclinghof Hall. Hier hat die 15-köpfige Gruppe sich im Umgang mit Menschen und Orten sehr flexibel zeigen müssen.
Die drei ersten Produktionen enthielten keine vorhandenen Texte, sondern wurden von der Gruppe vollständig selbst entwickelt.
Die vierte Produktion „Untenwelt“ (2014/2015) schildert den Weg eines Mannes in die eigene Vergangenheit, auf dem ihm Situationen gezeigt werden, die sein eigenes Verhalten widerspiegeln. Hier werden einige bereits vorhandene literarische Szenen mit selbst entwickelten kombiniert und zu einem neuen Gesamten verschmolzen.
Die fünf Aufführungen fanden in der Bäckerei statt.
Die fünfte Produktion „Auf dünnem Eis“ (2015/16) ist ein Western. Ein Western eignet sich besonders gut, Verflechtungen und Verfilzungen von Machtkonstellationen auf engem Raum aufzuzeigen. Ob der Sheriff Dreck am Stecken hat, die Gang-Chefin am Schlepper- und Drogengeschäft gut verdient, der Barkeeper seinen durch Raub erworbenen Reichtum mit unlauteren Mitteln verteidigt oder die Puffmutter ihre Mädchen gewissenlos ausbeutet: Alle sind durch und durch korrupt und gehen über Leichen. Alle bewegen sich auf dünnem Eis. Und da gibt es auch den Rächer, der unerkannt in diese Gesellschaft eindringt und die Großen herausfordert.
Die fünf Aufführungen fanden in der Bäckerei statt.
Die sechste Produktion 'Beziehungsweise' (2016/17) verfolgt die Geschichte von vier Paaren, deren Leben durch eine Krise vollständig verändert wird. In vier Akten mit jeweils vier Szenen erfahren die 13 Personen des Stücks, dass 'es kein richtiges Leben im falschen' (Th. Adorno) gibt, und reagieren mit unterschiedlichen Aktionen. Und auch hier spielen Männer Frauen und Frauen Männer, wie es halt passt.
Fünf Aufführungen fanden im TPZ Hall statt, zwei im Bogentheater Innsbruck.
In der siebten Produktion ‚Stille Wasser‘ (2017/18) ging es um Wasser und darum, wie und zu welchem Zwecke man es manipulieren kann. Eine Bürgermeisterin beauftragte einen Wissenschafter, das Wasser der Stadt zu verunreinigen, um so die Bevölkerung u.a. dazu zu bringen, Mineralwasser zu kaufen. Das sollte scheinbar die Öffentliche Hand entlasten und ihr und einigen der Stadtregierung, die das üble Spiel mittrugen, großen Reichtum bringen. Aber es gab auch eine Widerstandsgruppe, die es sich zum Ziel setzte, das Vorhaben zu durchkreuzen und die Bevölkerung vor Schaden zu bewahren.
Wie das gelingen konnte, zeigte diese Politsatire in einem turbulenten Stück, das zwar frei erfunden, aber sehr real ist. Und der Tod war immer dabei und spielte sein eigenes Spiel.
Sieben Aufführungen fanden im Theater im Sudhaus (TPZ) in Hall statt.
Weil's wahr ist (2019)
Hier kommt der mediale Rundumschlag zur Prime-Time:
Vier Sender,
drei Themen
und der Wahnsinn der Fake News.
Eine schonungslose Abrechnung mit der Medienkultur.
Kunst, Satire, Dreck
Ohne Vorhang
im Sudhaus
Weil's wahr ist!